„Der Mensch hat es verdient“ – Schenkung des „Porträts Uwe Herder“ an die Bergische Universität

Im Rahmen einer Feierstunde hat der Wuppertaler SPD-Vorsitzende Dietmar Bell der Bergischen Universität ein Porträt des langjährigen Landtagsabgeordneten Uwe Herder in Gegenwart seiner Witwe Swetlana Herder als Schenkung überreicht. Das Gemälde des Künstlers Ernst-Gerd Jentgens wird künftig im Uwe-Herder-Saal des Fachbereichs D (Architektur, Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Sicherheitstechnik), dem der SPD-Politiker sich beruflich wie durch sein politisches Wirken in besonderem Maße verbunden fühlte, am Haspel beheimatet sein.

Uwe Herder, SPD-Mitglied seit 1968, war von 1980 bis zu seinem viel zu frühen Tode 1998 direkt gewähltes Mitglied des Landtags, stand von 1983 an als Vorsitzender der GABV, der „Freunde- und Förderergesellschaft für Architekten, Bau- und Verkehrsingenieure“, heute „Gesellschaft der Alumni und Freunde des Bau- und Verkehrsingenieurwesens an der Bergischen Universität Wuppertal“, vor und engagierte sich neben dem Landtagsmandat beruflich als geschäftsführender Gesellschafter des Düsseldorfer Ingenieurbüros Metz-Herder-Wendt. Nach einer Betonbaulehre studierte er an der ehemaligen Staatlichen Ingenieurschule Wuppertal, Abteilung Straßenbau, vor ihrer Überführung in die neue Gesamthochschule.

In ihrer Grußworten und Beiträgen erinnerten Prorektor Prof. Dr. Heinz-Reiner Treichel, Prodekan Prof. Dr. Felix Huber, MdL Dietmar Bell sowie die Weggefährten Reinhard Grätz und Prof. em. Dr. Joachim Fiedler aus unterschiedlichen Perspektiven an den Politiker wie auch die Person Uwe Herder.

Die Kunsthistorikerin Gisela Schmoeckel zeichnete für die kunsthistorische Einordnung des Jentgens-Werkes verantwortlich, aus dessen Familienähnlichkeit zur Ausdrucksweise Kokoschkas aufweisendem fragmentierenden Malstil und der Vorliebe für nicht-idealisierende Porträts sie einen wie selbstverständlich daherkommenden graphischen Vollzug der Energie und Dynamik des Uwe Herder ableitete.

Dietmar Bell verlieh dem Empfinden der Wuppertaler SPD Ausdruck, dass es eine außerordentlich große Ehre und Freude darstelle, auf diese Weise im Rahmen des 150-jährigen Parteijubiläums das Gedenken an eine herausragende Persönlichkeit des Unterbezirks veranschaulichen und zugleich den Studierenden die ihnen bisher nur namentlich vertraute Gestalt auch bildlich vermitteln zu können.

Er verwies auf den abenteuerlichen Weg des Gemäldes bis hin in den Hörsaal, war es doch erst durch die aufmerksame Schenkung eines dem Parteivorstand zuvor nicht bekannten Ehepaares in die Hände der SPD gelangt. Uwe Herder in Form des künstlerischen Abbildes wieder an seine alten Studienstätte und den Fachbereich, dem er hochschulpolitisch und fachlich zeit seines Lebens die Treue hielt, zurückzubringen, sei eine logische Entscheidung gewesen.

Reinhard Grätz, welcher 30 Jahre lang dem nordrhein-westfälischen Landtag angehörte und knapp 25 Jahre lang an der Spitze des WDR-Rundfunkrates stand, würdigte in sehr persönlichen Worten die Vita des Menschen Uwe Herder und sein politisches Lebenswerk auf den Feldern Verkehr, Bauen und Sport. Er zeichnete ihn als einen ausgesprochen höflichen, gleichwohl eigensinnigen Politiker, der in seinen Schwerpunktbereichen als Spuren hinterlassender Überzeugungstäter, sei es für die Fortentwicklung der Verkehrs- und Infrastrukturpolitik, sei es für die Belange des Sports und ihrer Verankerung in der Landesverfassung, landesweit und sogar über die Bundesgrenzen hinaus unterwegs war. Als Herders stadtpolitisch herausragende Leistungen wertete Grätz zum einen die Aufnahme der ursprünglich nicht in diese einbezogenen Schwebebahnerneuerung in die Landesfinanzierung, zum anderen die Durchsetzung des Lärmschutzes an der A46. Darüber hinaus akzentuierte er Herders Haltung und Konsequenz in Sachen Hrdlickas „Die starke Linke“ vor dem Engels-Haus. Sein eindringliches, nuancenreiches verbales Porträt des gebürtigen Königsbergers begründete er wie folgt: „Der Mensch hat es verdient.“

Sein wissenschaftlicher und hochschulpolitischer Gefährte und akademischer Lehrer Prof. Dr. Joachim Fiedler hob Herders Verdienste um den Universitätsstandort Wuppertal und die Profilierung seiner Disziplin Bauingenieurwesen hervor.

Anhand dreier Beispiele illustrierte er dessen hochschulseitiges Engagement: 1. Uwe Herder war Hauptinitiator einer studentischen Streikbewegung, deren Proteste letztlich erheblich zur Umwandlung der Ingenieurschulen in Fachhochschulen und damit zur europäischen Anerkennbarkeit der Abschlüsse  beitrugen.

2. Herder tat sich im Namen von Bildungsgerechtigkeit als vehementer Verfechter der Gesamthochschulidee hervor und kämpfte frühzeitig erfolgreich für den Erhalt der Fachrichtungen Bautechnik und Architektur. 3. Als Vorsitzender der GABV mahnte Uwe Herder, so Fiedler, die Hochschule stets, ihre Doppelfunktion nicht aus dem Auge zu verlieren: wissenschaftliche Qualität und Reputation einerseits, studierendenfreundliche Lehre und engmaschige Betreuung zwecks beruflicher Verwertbarkeit andererseits. Der Landtagsabgeordnete habe die Hochschulen insofern als „Dienstleister für Wirtschaft und Gesellschaft begriffen.“

Fiedler formulierte abschließend Herders Vermächtnis an Lehrende, Studierende, Alumni und die Anwesenden insgesamt: „Nach wie vor ist ein solides Ingenieurwissen und ein vielseitiges Engagement – ggf. auch in der Politik – gepaart mit menschlicher Wärme die beste Basis, um in Beruf und Gesellschaft erfolgreich zu bestehen und selbst von seinen Widersachern irgendwann einmal als Persönlichkeit geschätzt zu werden.“