AG Migration und Vielfalt der Landes-SPD zu Gast in der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal

Auf Initiative des Landesvorstands der AG „Migration und Vielfalt“ der NRWSPD war eine Gruppe von Gästen aus Reihen der überregionalen und lokalen SPD, Verwaltung, Kommunalpolitik und aktiven Integrationsarbeit vergangenen Dienstag zu Gast in der jüdischen Gemeinde Wuppertals. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landesarbeitsgemeinschaft, Ugur Ünal, wurde – in Begleitung des Wuppertaler Beigeordneten für Soziales, Jugend und Integration, Dr. Stefan Kühn, sowie des Vorsitzenden des Integrationsausschusses, Arif Izgi (SPD) – zusammen mit dem SPD-Bildungsbeauftragten Helge Lindh seitens des Unterbezirksvorstands, dem Sprecher des „Vereins des Islam und Frieden“, Mohamed Abodahab, sowie Yakup Özdemir vom Gemeindevorsitzenden Leonid Goldberg und weiteren Vorstandsmitgliedern in der Bergischen Synagoge willkommen geheißen. Eine Führung durch die Synagoge erlaubt es, Einblicke in das vielfältige soziale, kulturelle und religiöse Gemeindeleben der etwa 2200 Mitglieder umfassenden jüdischen Gemeinschaft Wuppertals zu gewinnen.Das abschließende Abendessen mit Köstlichkeiten der koscheren Küche eröffnete die Möglichkeit, sich sehr intensiv und offen über Hoffnungen, Sorgen und Weiterentwicklung der Jüdischen Kultusgemeinde auszutauschen und das gemeinsame Anliegen einer weltoffenen, toleranten Stadt und eines weiterhin respektvollen, engen Miteinanders der Religionsgemeinschaften im Tal zu vertiefen.

Die Visite ist Teil einer Reihe von Lokalterminen des AG-Vorstands im gesamten Bundesland. Ugur Ünal dazu: „Als Landesvorstand der vor wenigen Monaten gegründeten Arbeitsgemeinschaft ‚Migration und Vielfalt‘ der NRWSPD ist es uns ein Herzensanliegen, auch die verschiedenen jüdischen Gemeinden unseres Bundeslandes näher kennenzulernen. Die Arbeit geschieht vor Ort, Prozesse vollziehen sich vor Ort, deshalb gehen wir auch zu den Gemeinden hin und freuen uns über den so herzlichen Empfang wie hier in Wuppertal. Wir haben stets ein offenes Ohr für Anregungen, Wünsche, Probleme und gemeinsame Projekte. Das dokumentieren wir hiermit.“

Nach einem Eingangsstatement des Sozialdezernenten zum Wuppertaler Ansatz der Integrationspolitik, zur Kultur regen Austausches zwischen den jüdischen, muslimischen und christlichen Gemeinden, Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern und zum Stolz der Stadt auf ihre prosperierende jüdische Gemeinde machte Leonid Goldberg die Gäste mit dem Räumlichkeiten und der Geschichte der Gemeinde vertraut. Der Gemeindevorstand beantwortete geduldig eine Vielzahl von Fragen zum Alltag der Gemeinde, reichend von der Praktizierung des Glaubens bis hin zu Aspekten der sozialen Arbeit und der Bewältigung des Demographischen Wandels.

Ein Großteil der heutigen Gemeindemitglieder ist in den letzten Jahrzehnten nach dem Mauerfall aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland eingewandert. Die Gemeinde stand dabei vor der gewaltigen doppelten Herausforderung, diesen Menschen, denen vielfach gelebter jüdischer Glaube bis dahin nicht möglich und fremd war, die jüdische Religion innerhalb der Gemeinde näherzubringen und sie zugleich als Flüchtlinge und Migranten maßgeblich bei der Integration in die deutsche Gesellschaft zu unterstützen. Die Wuppertaler Kultusgemeinde hat mit der Gründung eines eigenen örtlichen Jüdischen Wohlfahrtsverbandes landesweit eine Pionierfunktion inne, die nicht zuletzt auch der Schaffung von verlässlichen Betreuungsstrukturen für Menschen aller Altersgruppen, welche nicht unmittelbar Gemeindeglieder sind und sich im Umfeld der Gemeinschaft bewegen, dient.

Im Rahmen des ausführlichen, konstruktiven Gedankenaustausches in lockerer Atmosphäre wurden auch Fragen wie die der Bedrohung des Rechtsstaats und des selbstbestimmten Lebens in einer freiheitlichen Gesellschaft durch Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit erörtert und Ideen eines nachhaltigen zivilgesellschaftlichen Dagegen besprochen.

Der bestehende interreligiöse Arbeitskreis „Runder Tisch Juden – Christen – Muslime in Wuppertal“ als Gesprächsplattform hat sich infolge des Solinger Brandanschlags konstituiert und tagt bereits seit Jahren regelmäßig. Mit dem bundesweit einmaligen Projekt eines Friedhofes in muslimischer Trägerschaft, ermöglicht auf Grundlage des in der parlamentarischen Beratung befindlichen neuen NRW-Bestattungsgesetzes, will Wuppertal wiederum  in Gestalt eines Friedhofs der drei Weltreligionen, bei dem jüdische, muslimische und christliche Gräberfelder nebeneinander in der Varresbeck beheimatet sein sollen, Neuland betreten.

Helge Lindh und Arif Izgi anlässlich des Besuches: „Wir danken Leonid Goldberg, stellvertretend für den gesamten Gemeindevorstand, für die Einladung und außerordentliche Gastfreundschaft sowie Ugur Ünal für die Ausrichtung und Planung des Besuches ganz herzlich. Das gegenseitige Kennenlernen ist von unschätzbarem Wert und ein durch nichts zu ersetzender Prozess. Die deutsche Gesellschaft wie auch Wuppertal konkret benötigen Vielfalt – der Religionen, Kulturen, Hautfarben, Herkünfte – wie die Luft zum Atmen. Sie ist die Wirklichkeit. Das gebietet im Übrigen auch unser Selbstverständnis des modernen Subjekts, das auf der Anerkennung des Anderen beruht.“

Mohamed Abodahab und Yakup Özdemir führen abschließend aus: „Unsere Erfahrung aus Projekten, in der ehrenamtlichen Arbeit lehrt uns, dass der stete unmittelbare Dialog der Gemeinden, Vereine und Initiativen untereinander auf Augenhöhe, ihre Öffnung hin zur Gesellschaft und der Gesellschaft hin zu ihnen genau der richtige Weg der Begegnung ist. Wuppertal tut gut daran, in dieser Frage weiter konsequent voranzugehen.“